"Faust klagte über die zwei Seelen in seiner Brust.

Ich beherberge aber eine ganze Menge, die sich zanken.

Es geht das zu wie in einer Republik!"

(Otto von Bismarck)

Arbeit mit Inneren Persönlichkeitsanteilen

Verschiedene Schulen und Metaphern für Innere Anteile

In der Psychotherapie werden je nach therapeutischen Ansatz für diese Inneren Persönlichkeitsanteile verschiedene Metaphern benutzt. Sigmund Freud sprach von „Inneren Wesenheiten“, den sogenannten inneren Instanzen von Ich, Es und Über-Ich, die jeweils bestimmte Funktionen und Aufgaben erfüllten. Carl-Gustav-Jung führte diesen Gedanken in seinen Archetypen und Komplexen weiter, die in der Lage sind, jeweils eine eigene kleine Persönlichkeit darzustellen.

 

In der Schematherapie nach Jeffrey E. Young spricht man von Schemata und verschiedenen Modi, der Psychologe und Kommunikationsexperte Friedemann Schulz von Thun lädt ein Inneres Team zur Konferenz, Die Mutter der Familientherapeutin, Virginia Satir, entwickelte das Konzept „Parts Party“, einem „Theater des Inneren“. Sie vergleicht die Persönlichkeitsanteile mit Schauspielern und deren verschiedenen Gesichtern auf einer inneren Bühne. Die Ego-State-Therapie von John und Helen Watkins, arbeitet mit verschiedenen Ich-Anteilen, den Ego-States, die Luise Reddemann für ihre Arbeit mit schwer traumatisieren PatientInnen weiterentwickelte.


Theorie hinter der Teilearbeit

Die Arbeit mit inneren Anteilen basiert auf der Annahme, dass die Persönlichkeit eines Menschen aus verschiedenen inneren Persönlichkeitsanteilen besteht. Diese meist unbewussten Anteile zeigen sich in unserem Verhalten. Manche dieser Verhaltensweisen sind jedoch in ihrer Wirkung problematisch und erscheinen für eine bestimmte Situation unangemessen, man spricht auch von dysfunktionalem Verhalten.

 

In der Therapie liegt die Aufmerksamkeit besonders auf den Anteilen, die in früheren Zeiten wichtige Bewältigungsstrategien entwickelt hatten, heute jedoch dysfunktional sind und beim Betroffenen nicht selten zu einem hohen Leidensdruck führen. Häufig stecken diese Anteile in der Vergangenheit fest. Sie gelten als verdrängt, ignoriert, abgespalten oder eingefroren und nehmen an der weiteren Entwicklung der Persönlichkeit nicht mehr teil. Dennoch sind sie vorhanden und wirken im Unbewussten weiter.

 

Man geht davon aus, dass die Anteile, die für ein bestimmtes, meist problematisches Verhalten verantwortlich sind, grundsätzlich eine positive Absicht verfolgen. Das heißt, die Verhaltensweise, die ein Mensch in einer bestimmten Situation zeigt und sei sie noch so unangemessen, ist die bestmögliche Reaktion, die ihm im Moment zur Verfügung steht.

 

Wann immer eine scheinbar ähnliche (Stress-)Situation entsteht, die der früheren ähnelt, löst das einen Alarm aus beim sogenannten „Wächter“- oder „Beschützer“-Anteil. Ist dieser reaktiviert, versucht er das Problem nach altem, bewährten Muster zu lösen.

 

Abgespaltene Persönlichkeitsanteile haben über lange Zeit wichtige Funktionen übernommen und mit bestimmten Bewältigungsstrategien das Überleben des Betroffenen gesichert. In der Therapie werden diese Anteile aufgedeckt, gewürdigt und in das Heute integriert. Ihre früheren Erfahrungen als Problemlöser, Wächter oder Beschützer werden als wertvolle, aber stille Ressourcen erkannt, die Persönlichkeitsanteile mit neuen, veränderten Aufgaben versehen.